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Stadtgeschichte Waldkappel
Hier eine Auswahl von großen Ereignissen und Informationen aus der Stadtgeschichte.
Historische Stadtführung
Hier finden Sie eine Stadtführung durch das historische Waldkappel.
Die Evakuierung der Ensheimer 1939/40 nach Waldkappel
Autor / Hrsg.: Paul Glass, Fichtenberg
Der Artikel kann über die Website von Herrn Glass über den nachfolgenden Link aufgerufen werden. An dieser Stelle vielen Dank an Herrn Glass für die freundliche Bereitstellung dieser interessanten Dokumentation.
"Die Evakuierung der Ensheimer 1939/40" >>>
Die Geschichte der Stadt Waldkappel
1226 wurde die Stadt erstmals urkundlich unter dem Namen "Cappele" erwähnt. Als Grundherren sind in dieser Zeit die Herren von Bilstein und deren Vasallen bezeugt. Nachdem sich im Verlauf des 14. Jahrhunderts die hessische Landgrafschaft in dem Gebiet festgesetzt hatte, erstarkte wenig später der Einfluß der Herren von Boyneburg und von Hundelshausen, die die Entwicklung der zum Lehen erhaltenen Ortschaft maßgebend prägen sollten.
Die Grafen von Bilstein und ihre Vasallen, die von Cappel und die von Schlutwinsdorf, sind als frühe Grundherren bezeugt; seit dem 14. Jahrhundert gewinnt die Landgrafschaft Hessen an Einfluss - daneben haben die von Boyneburgk und die von Hundelshausen jahrhundertelang die Geschicke Waldkappels bestimmt.
1414 wurden dem Ort Stadtrechte verliehen, 1556 wurde der Stadt von Landgraf Philipp dem Großmütigen das Recht zugesprochen, zweimal im Jahr Markt abzuhalten. In dieser Zeit brachte der Handel Waldkappel Ansehen und Wohlergehen.
Die Stadt Waldkappel verdankt ihre wirtschaftliche Blüte im 15. und 16. Jahrhundert durch die hervorgehobene Lage an der alten Handelsstraße "durch die langen Hessen", die von der Wetterau nach Thüringen führte. Als Zeichen des bedeutenden Aufschwungs und des damaligen Reichtums wurde im Ortskern der Stadt eine monumentale spätgotische Kirche errichtet, deren hochaufragender Turm weithin die Silhouette Waldkappels bestimmt.
Das Textilhandelshaus des Lorentz Goßmann unterhielt im 16. Jahrhundert Beziehungen in ganz Europa. Männer wie Goßmann oder der nach Frankfurt gezogene Jonas Lappe waren dermaßen vermögend, dass die hessischen Landgrafen bei ihnen Geld borgten.
Die Zahl der Waldkappeler Studenten an deutschen Universitäten übertraf in jener Zeit bei weitem die Anzahl der Studenten aus Allendorf, Sontra oder Wanfried.
Der verheerende 30jährige Krieg setzte dieser Blütezeit ein jähes Ende. Im Jahr 1637 führte die Plünderung einer wütenden Soldateska zu einer Katastrophe, von der sich die Stadt im weiteren Verlauf ihrer Geschichte nicht mehr vollständig erholen sollte. Waldkappel hat seither nie wieder diese Bedeutung erhalten können, die es im Mittelalter besaß. Handwerk und Gewerbe in Waldkappel gewannen jedoch bald wieder an Bedeutung.
Diese Entwicklung wurde durch den "großen Brand" wiederum jäh unterbrochen. Diese Brandkatastrophe im Jahre 1854 vernichtete nahezu die gesamte Stadt. Verschont blieben lediglich einige Gebäude im Ortskern, der wenig später mit einem völlig neuen, in symmetrischem Straßenraster angelegten Grundriss erschlossen wurde.
Einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung brachte der Bau der beiden Eisenbahnlinien Treysa-Leinefelde und Waldkappel-Kassel im Jahre 1879. In diesem Jahr siedelte sich auch eine Zigarrenfabrik in Waldkappel an, in welcher Waldkappeler Bürger neben Landwirtschaft und Handwerk wieder Arbeit und Lohn bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts fanden. Im Jahre 1902 erhielt Waldkappel elektrischen Strom und im Jahre 1908 eine moderne Wasserversorgung.
Die günstige Verkehrslage, die sich schon im Mittelalter für die Entwicklung Waldkappels ausgezahlt hatte, wurde für die Stadt noch einmal zu Ende des 19. Jahrhunderts bedeutsam, als sie 1879 an die Eisenbahnlinien Treysa-Leinefelde und Waldkappel-Kassel angeschlossen wurde. Diesem Umstand verdankte das nun leicht erreichbare Waldkappel einen Aufschwung des Fremdenverkehrs, der nach dem Ersten Weltkrieg sprunghaft einsetzte.
Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte sich der Fremdenverkehr zu einem nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor. Die "Sommerfrische" Waldkappel wurde schon damals gern von ruhe- und erholungssuchenden Großstädtern besucht. Mit der Errichtung der Flußbadeanstalt und des Pionierturmes wurden schon sehr früh Einrichtungen für den Feriengast geschaffen.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, 1945, wurde Waldkappel von einer weiteren schweren Katastrophe betroffen. Am 31. März wurde ein auf dem Bahnhof abgestellter Munitionszug von amerikanischen Flugzeugen angegriffen und zur Explosion gebracht. Durch die verheerende Druckwelle wurden nicht nur der gesamte Bahnhof und die angrenzenden Gebäude dem Erdboden gleichgemacht, sondern auch große Schäden in der Stadt verursacht.
Zwei Tage später kam es bei den Kämpfen zwischen den vorrückenden amerikanischen Truppen und den wenigen deutschen Verteidigern erneut zu Verwüstungen und Bränden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl durch den Zuzug von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen stark an. Zur Unterbringung der Neubürger wurde im Wehrfeld eine Siedlung erbaut, in welcher überwiegend katholische Neubürger ein neues Heim fanden. Bei der Errichtung dieser neuen Siedlung hat sich besonders die Katholische Kirche und der Bauorden des belgischen "Speck-Paters" Werenfried van Straaten verdient gemacht. Im Jahr 1957 wurde dann die St.-Elisabeth-Kirche inmitten der Siedlung im Wehrfeld errichtet.
Im Bereich des Bahnhofs entstand ein Gewerbegebiet mit mehreren mittelgroßen Betrieben. In den Folgejahren entstand südlich des Stadtkerns ein weiteres großes Neubaugebiet. Von besonderer Bedeutung für die Stadt Waldkappel in der Nachkriegszeit war die Errichtung der Mittelpunktschule. Dem Schulverband Waldkappel gehörten alle Gemeinden des Waldkappeler Raumes an. Die Grund-, Haupt- und Realschule wurde im Herbst 1964 ihrer Bestimmung übergeben.
Weitere Informationen zur Geschichte der Stadt Waldkappel finden Sie in der Chronik "waldkappeler notizen".
100 Jahre - MÄNNERGESANGVEREIN 1860 WALDKAPPEL (1960)
FESTSCHRIFT
100 Jahre Chorgesang in der Stadt am Walde - 1960 -
MÄNNERGESANGVEREIN 1860 WALDKAPPEL
Die Festschrift kann hier als PDF-Dokument (2,2 MB) aufrufen werden >>>
Waldkappel in Kurhessen - STADT AM WALDE (1941)
Fremdenverkehrsbroschüre aus dem Jahr 1941 / Waldkappel in Kurhessen - STADT AM WALDE
Landesfremdenverkehrsverband Kurhessen - 1941
Die Broschüre kann hier als PDF-Dokument (2,4 MB) aufrufen werden >>>
Einwohnerliste und Kataster der Stadt Waldkappel aus dem Jahr 1854
Nach dem großen Brand im Jahr 1854 wurde eine Bestandsaufnahme aller Bewohner der Stadt Waldkappel durchgeführt. Die Zuordnung der Bewohner zu den jeweiligen Wohngrundstücken erfolgte über die Katasternummer des Grundstücks auf Grundlage der „Charta K der inneren Stadt Waldkappel“ aus dem Jahr 1802.
Die Bestandsaufnahme enthält folgende Informationen:
- Hausnummer
- Besitzer im Jahr 1854
- Katasternummer (= Nummer auf der „Charta K der inneren Stadt Waldkappel“)
- lfd. Nummer der Bewohner
- Name, Vorname der Bewohner (beim großen Brand im Jahr 1854)
- Alter der Bewohner (im Jahr 1854)
- Stand/Gewerbe
- Aufenthaltsort nach dem großen Brand im Jahr 1854
- Art der Gebäude
- Größe des Grundstücks
- Besitzer 1839 und Lage
- lfd. Nummer Besitzer 1839
Link zur Bestandsaufnahme der Bewohner aus dem Jahr 1854 |
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Link zur „Charta K der inneren Stadt Waldkappel“ aus dem Jahr 1802 (rote Schrift = Katasternummer) |
Geschichte und Beschreibung der Stadt Waldkappel in Kurhessen 1858 von Dr. Georg Landau
Autor / Hrsg.: Landau, Georg
Das Buch wurde von der Bayerischen Staatsbibliothek digitalisiert und kann über den nachfolgenden Link aufgerufen werden.
"Bayerische StaatsBibliothek digital" >>>
Der große Stadtband von 1854
Am Mittwoch, den 25. Oktober 1854, brach die dritte große Verwüstung über Waldkappel herein. Während ein heftiger Südwestwind schwere Regenwolken über die Stadt trieb, brach abends gegen 18.30 Uhr in den mit Erntevorräten gefüllten Hintergebäuden zweier Wohnhäuser am Markt (jetzt Kirchplatz) Feuer aus. Durch den kräftigen Sturm getrieben, griff der Brand schnell um sich.
Die Hilfsmannschaften konnten trotz des Einsatzes einer Spritze die angrenzenden Häuser nicht schützen, so dass das Feuer sich schnell zu einem Großbrand ausweitete. Auch der Versuch, durch Niederreißen einiger Häuser dem Feuer Einhalt zu gebieten, scheiterte. Der durch den starken Wind getriebene Funkenflug fand überall Nahrung und verwandelte in kurzer Zeit große Teile der Stadt in ein Flammenmeer.
Eine organisierte Brandbekämpfung war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Die Menschen waren alle um ihre persönliche Habe bemüht. Besonders kritisch wurde die Situation für die Bewohner der inneren Stadt. Nahezu von allen Seiten vom Feuer umschlossen, konnten sie sich oft nur konnten sie sich oft nur noch auf die Rettung ihrer Familienangehörigen beschränken.
Als aus den benachbarten Orten die Erste Hilfe eintraf, stand schon fast die halbe Stadt in Flammen. Bald brannten auch Rathaus und Schule. Zuerst bestand die Hoffnung, dass die freistehende Kirche mit ihren starken, massiven Außenmauern vom Feuer verschont blieb. Die Flammen machten auch hier keinen Halt. Sie ergriffen zuerst den schiefergedeckten Turm und breiteten sich rasch über das Dach aus. Mit lautem Krachen stürzten Turm und Dach brennend in das Kircheninnere. Die Flammen schlugen noch lange aus dem vormals so stolzen Bauwerk.
Die Feuersbrunst hatte, begünstigt durch den starken Wind, alle Gebäude zwischen dem Harmuthsächser Tor und dem Untertor ergriffen und, ohne auf Widerstand zu stoßen, den Nordostteil der Stadt vernichtet. Nur im kleineren, westlichen Teil der Stadt konnte dem Brand Widerstand entgegengesetzt werden. Dort hatten die von auswärts zu Hilfe geeilten Löschmannschaften mehrere Spritzen eingesetzt. Das städtische Brauhaus, die Rektorwohnung (jetzt Volksbank) und die südwestlich liegenden Gebäude konnten so vor der Vernichtung gerettet werden. Hätte der Wind nur ein wenig seine Richtung verändert, wären auch diese Häuser um das Obertor (jetzt Friemer Straße) nicht zu halten gewesen und die ganze Stadt wäre ein Opfer des Feuers geworden.
Weitere Informationen zum großen Stadtbrand von 1854 finden Sie in der Chronik "waldkappeler notizen".
Soldatenhandel unter Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel
Um den Aufstand in ihren nordamerikanischen Kolonien niederzuschlagen, entsandte England ab 1776 zusätzliche Truppen nach dort. Zu diesen teilweise ausländischen Einheiten gehörten auch etwa 13.000 Soldaten aus Hessen-Kassel, die gegen eine Zahlung von 450.000 Reichstaltern jährlich vom damaligen Landgrafen Friedrich II. zur Verfügung gestellt wurden.
Dabei handelte es sich überwiegend um Soldaten, die ohnehin unter der Fahne standen. Es wurden jedoch auch noch weitere Rekruten ausgehoben. In den Chroniken vieler nordhessischer Gemeinden sind diese an die Engländer „ausgeliehenen“ jungen Mitbewohner erfasst. Über die nach Amerika verschifften Waldkappler lagen bis vor kurzem keine Namenslisten vor.
Dr. Karl Kollmann wurde bei seinen Nachforschungen im Hessischen Staatsarchiv fündig und stellte dem Geschichtsverein Waldkappel eine Namensliste der damals durch den Landgrafen an die Engländer ausgeliehenen Waldkappeler dankenswerterweise zur Verfügung.
» hier die Übersicht der Waldkappeler Soldaten
Liste aller im Jahre 1743 in der in der Stadt Waldkappel tätigen Handwerker und Gewerbetreibenden
(A) Leineweber
(B) Bäcker
(C) Metzger
(D) Schuhmacher